In der Schule sollten wir eine Nachgeschichte zur Kurzgeschichte "Nacht" von Sibylle Berg machen(vielleicht kennt das jemand?=) ) in circa 20 Minuten. Ich habe mich angestrengt wie sonstwas und dachte, mein Text, wäre nicht soo gut..ABER oh Wunder(!), mein Text war der beste aus der ganzen Klasse und wird nun mehrmals kopiert, als Musterlösung zu dienen, die Lehrerin war vollkommen begeistert davon, genauso wie die Klasse und ein Fachleiter, der zu Besuch war :3. Da ich auch eure Meinung dazu haben möchte, poste ich das hier einfach mal, ich hoffe ihr habt nichts dagegen♥ Und bitte seht es nicht als Angeberei, ich möchte nur eure Meinung dazu hören!
Erstmal poste ich die originale Kurzgeschichte!!
Sibylle Berg (geb. 1962): Nacht
Sie waren mit Tausenden aus unterschiedlichen Türen in den Abend geschoben. Es war eng auf
den Straßen, zu viele Menschen müde und sich zu dicht, der Himmel war rosa. Die Menschen
würden den Himmel ignorieren, den Abend und würden nach Hause gehen. Säßen dann auf der
Couch, würden Gurken essen und mit einem kleinen Schmerz den Himmel ansehen, der vom Rosa ins Hellblaue wechseln würde, dann lila, bevor er unterginge. Eine Nacht wie geschaffen,
alles hinter sich zu lassen, aber wofür? Sie funktionierten in dem, was ihnen Halt schien, die
Menschen in der Stadt, und Halt kennt keine Pausen, Regeln, keine stille Zeit, in der Unbekanntes
Raum hätte zu verunsichern mit dummen Fragen.
Das Mädchen und der Junge gingen nicht nach Hause. Sie waren jung, da hat man manchmal noch Mut. Etwas ganz Verrücktes müsste man heute tun, dachten beide unabhängig voneinander,
doch das ist kein Wunder, denn bei so vielen Menschen auf der Welt kann es leicht vorkommen,
dass sich Gedanken gleichen. Sie gingen auf einen Berg, der die Stadt beschützte. Dort stand ein
hoher Aussichtsturm, bis zu den Alpen konnte man schauen und konnte ihnen Namen geben, den
Alpen. Die hörten dann darauf, wenn man sie rief. Die beiden kannten sich nicht, wollten auch niemanden kennen in dieser Nacht, stiegen die 400 Stufen zum Aussichtsturm hinauf. Saßen an
entgegengesetzten Enden, mürrisch zuerst, dass da noch einer war. So sind die Menschen, Revierverletzung
nennt man das. Doch dann vergaßen sie die Anwesenheit und dachten in die
Nacht. Vom Fliegen, vom Weggehen und Niemals-Zurückkommen handelten die Gedanken, und
ohne dass es ihnen bewusst gewesen wäre, saßen sie bald nebeneinander und sagten die Gedanken laut.
Die Gedanken ähnelten sich, was nicht verwundert, bei so vielen Menschen auf der Welt, und
doch ist es wie Schicksal, einen zu treffen, der spricht, was du gerade sagen möchtest. Und die
Worte wurden weich, in der Nacht, klare Sätze wichen dem süßen Brei, den Verliebte aus ihren
Mündern lassen, um sich darauf zum Schlafen zu legen. Sie hielten sich an der Hand, die ganze Nacht, und wussten nicht, was schöner war. Die Geräusche, die der Wind machte, die Tiere, die
sangen, oder der Geruch des anderen. Dabei ist es so einfach, sagte der Junge, man muss nur ab
und zu mal nicht nach Hause gehen, sondern in den Wald. Und das Mädchen sagte, wir werden
es wieder vergessen, das ist das Schlimme. Alles vergisst man, das einem gut tut, und dann steigt
man wieder in die Straßenbahn, morgens, geht ins Büro, nach Hause, fragt sich, wo das Leben bleibt. Und sie saßen immer noch, als der Morgen kam, als die Stadt zu atmen begann. Tausende
aus ihren Häusern, die Autos geschäftig geputzt, und die beiden erkannten, dass es das Ende von
ihnen wäre, hinunterzugehen ins Leben. Ich wollte, es gäbe nur noch uns, sagte der Junge. Das
Mädchen nickte, sie dachte kurz: So soll das sein, und im gleichen Moment verschwand die
Welt. Nur noch ein Aussichtsturm, ein Wald, ein paar Berge blieben auf einem kleinen Stern.
Text aus: Sibylle Berg. Das Unerfreuliche zuerst. Herrengeschichten. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2001
Jetzt kommt meine Nachgeschichte♥
Sie stiegen vom Aussichtsturm, blickten sich noch einmal tief in die Augen, wohl wissend, dass es so nie wieder sein wird. Das Mädchen ging als Erste los den Kopf geneigt, ohne zurückzublicken. Der Junge hingegen verweilte noch etwas, um nachzudenken, wie er sie wiedersehen könnte.
Es war der nächste Tag angebrochen, alle machten sich auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule, voller Hektik, mit größter Achtsamkeit keinen Schritt falsch zu setzen, um nicht in Zeitverzögerung zu geraten. Selbst die strahlende Sonne vermag niemanden dazu zu bringen ein Lächeln aufzusetzen. Nicht einmal der Junge konnte sich zum Lächeln zwingen.
Dicht gedrängt stand er an der Ampel, überall wurde gedrückt und geschimpft, dass die Ampel sich doch beeilen solle. Hier wird keine Sekunde vergeudet. Denn Zeit ist alles, es kann dir Macht verleihen, bringt dich voran.
Doch da sah er das Mädchen neben sich, mit einem schüchternen Lächeln flüstert er ihr zu, dass es schön sei, sie schon so bald wiederzusehen. Das Mädchen blickte stur geradeaus und war einer der Ersten, die mit einem zügigen Tempo über die Straße ging. Da war sie nun, so dicht neben ihm und doch so weit entfernt. Sie wurde ein Opfer der Zeit und wird es auch bleiben. Sich selbst verloren und mit einem Ziel durch die Straßen laufend, immer an den Zeitplan haltend.
In der Nacht war der Junge wieder auf dem Turm, allein, ohne dem Mädchen. Er blickte in den Sternenhimmel, hörte den Wind und tat den entscheidenden Schritt, denn sich selbst wollte er nicht verlieren, er möchte in ewiger Freiheit leben, nicht so wie das Mädchen. Von einem bis zum anderen Moment war alles vorbei.
Wow, ich habe gerade echt richtig Gänsehaut bekommen. Du hast das echt wunderbar rüber gebracht und das Ende war richtig gut:) Wir arbeiten gerade auch mit einer Kurzgeschichte von Sibylle Berg, aber die hier finde ich viel schöner.
AntwortenLöschenLg Sandy
Ich finde es sehr gut :D
AntwortenLöschen